Donnerstag, 21. März 2019

Posting 74 - Globale Vermögensentwicklung 2017 ist weiter positiv - Deutschland nur auf Rang 12 in Europa

Die gute Entwicklung an den Aktienmärkten hat die privaten Vermögen im Jahr 2017 deutlich steigen lassen. Laut dem Allianz Global Wealth Report wuchs das weltweite Bruttogeldvermögen um 7,7 Prozent auf 168,3 Billionen Euro. Das war der stärkste Anstieg seit 2014.

Zieht man die Schulden vom Bruttogeldvermögen ab, erhält man das Nettogeldvermögen, zunächst als "Durchschnittsvermögen" pro Kopf. Dieses ist jedoch stark verzerrt durch die Vermögen einiger weniger Superreicher. Deshalb ergibt sich ein treffenderes Bild bei Verwendung des "Medianvermögens" - d.h. des Vermögens genau in der Mitte der Bevölkerung, was die Situation der Normalbevölkerung am besten beschreibt.

Dabei liegt Deutschland in der globalen Rangfolge relativ weit hinten, nämlich auf Rang 21 direkt hinter Finnland - mit nur ca. 15 T€ Netto-Geldvermögen pro Kopf (ohne Immobilien). Siehe im u.g. Spiegel-Artikel die dritte Balken-Grafik mit Klick auf "Median".

Würde man nur Westdeutschland betrachten, so ergäbe sich etwa Rang 16 mit ca. 23 T€ Vermögen - ähnlich wie England. Für eine statistische Durchschnitts-Familie in Westdeutschland mit zwei Erwachsenen und 1,4 Kindern würde sich damit ein Familien-Nettogeldvermögen ergeben von ca. 23 T€ x 3,4 = 78.000 €. Dieser Wert liegt sehr deutlich hinter der Schweiz, Belgien, Niederlande, Italien, Schweden und Frankreich.

Innerhalb von Europa erreicht Deutschland nach Medianvermögen nur einen hinteren 12. Rang, was auf den ersten Blick erstaunt. Aber auch frühere Studien hatten dies schon gezeigt, wie etwa die Credit Suisse-Studie, die im u.g. Stern-Artikel referiert wird.

Die sehr hohe Wirtschaftskraft Deutschlands ist also leider nicht gleichbedeutend mit einem hohen Vermögen seiner Bürger-innen.

Die Ursachen für diese Situation sind vielfältig. Einerseits spielen staatliche Steuer- und Abgabensysteme eine Rolle, wobei Deutschland mit seiner Abgabenquote extrem hoch liegt, nämlich auf dem 2. Platz der Welt (nach Belgien): https://www.welt.de/wirtschaft/article163616533/Deutschland-ist-bei-Steuern-und-Abgaben-Weltspitze.html

Anderseits spielt das Anlageverhalten der Bürger eine wichtge Rolle. Deutsche sind besonders risikoavers, d.h. der langfristig sehr rentable Aktienmarkt wird zu oft vernachlässigt oder in ungeeigneter Weise angesteuert.

Vgl. "Staatliche Finanzplanung ist nicht nachhaltig" (trotz rekordhoher Einnahmen durch Steuern und Abgaben): https://gafib1.blogspot.com/2019/03/posting-56-staatliche-finanzplanung.html

Vgl. "Die Deutschen sind die armen Würstchen der EU": https://www.stern.de/wirtschaft/geld/vermoegensschock--die-deutschen-sind-die-armen-wuerstchen-der-eu-7780210.html

Vgl. "Vermögensstruktur nach Regionen" - während Westeuropa eine Aktionärsquote von 29 % hat, liegt diese in Deutschland nur bei 15 % (=Minusrekord). https://boerse.ard.de/anlagestrategie/vorsorge/globale-ungleichheit-bleibt-hoch100.html

Vgl. Daniel Stelter: "Von wegen, D ist ein reiches Land": https://www.cicero.de/wirtschaft/Italien-Haushalt-EU-Eurokrise-Euro und https://www.cicero.de/innenpolitik/fridays-for-future-klimaschutz-kohleausstieg-atomaustieg-greta-thunberg

Vgl. "Die Politik ruiniert die Mittelschicht": https://think-beyondtheobvious.com/stelter-in-den-medien/die-politik-ruiniert-die-mittelschicht/

Vgl. "Millionäre verlassen die EU": https://www.stern.de/wirtschaft/geld/millionaere-fliehen-aus-deutschland---die-nerze-verlassen-das-sinkende-schiff-7354096.html

Vgl. "Deutschlands doppeltes Migrationsproblem": https://www.nzz.ch/meinung/deutschlands-doppeltes-migrationsproblem-zu-und-abwanderung

Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Verm%C3%B6gen_pro_Kopf

Artikel-Link im SPIEGEL:

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