Donnerstag, 9. April 2020

Posting 84 - Die Finanz- und Anlagewelt nach Corona

Dass die Corona-Krise erhebliche Auswirkungen auf die Finanzwelt hat, ist unbestritten, vgl. im folgenden Link: https://www.flossbachvonstorch-researchinstitute.com/de/kommentare/

Prof. Thomas Mayer, ehemals Chefvolkswirt der Deutsche Bank Gruppe und Leiter von Deutsche Bank Research. Zuvor bei Goldman Sachs, Salomon Brothers, Internationaler Währungsfonds und Institut für Weltwirtschaft in Kiel: Mayer geht davon aus, dass schwerwiegende Effekte eintreten dürften durch die massiv steigende Verschuldung: 1. Eine deutlich anziehende Inflation und 2. eine weitere Abwertung des Euros. Als 3. Gefahr werden Schuldenschnitte gesehen. 

1) 77 % des Geldvermögens der privaten Haushalte in D sind gemäß Angaben der Bundesbank Bargeld, Einlagen und Ansprüche gegenüber Versicherungen und Altersvorsorgeeinrichtungen - und damit im Risiko durch die o.g. Gefahren 1.) bis 3.).

2) Die mittelfristige Werthaltigkeit eines bedeutenden Anteils des globalen Anleihensegments darf bezweifelt werden. Es erscheint wahrscheinlich, dass ein Teil der Schulden gestrichen werden muss, weil Schuldner (Staaten, Unternehmen, Haushalte) den Schuldendienst nicht mehr leisten können. Schulden sind natürlich immer auch Guthaben der Gläubiger. Deutsche Sparer sind mit dem Gros ihres Geldvermögens schlicht auch Gläubiger in einer überschuldeten Welt.

3) Deutschlands Schuldenlast dürfte in 2020 um ca. 500 Mrd. € auf ca. 2,5 Billionen Euro (80-90 % des BIPs) ansteigen - je nach der Schwere der Rezession auch noch stärker. Für schwächere Länder wie Italien, Spanien und Frankreich kann der dortige Schuldenanstieg zu einer Finanzkrise führen, die ggf. auch (wieder) in eine Eurokrise münden kann.

4) Es sollte daher überprüft werden, ob 

a) längerfristige LV-Verträge noch die erhoffte Sicherheit bringen (meist besteht keinerlei Inflationsschutz, und auch Schuldenschnitte schlagen durch); vgl. https://gafib1.blogspot.com/2019/03/posting-62

b) eine globale Streuung der Anlagen gegeben ist inklusive einer angemessenen Währungs-Diversifikation außerhalb des Euros

c) keine zu hohe Kreditlast bei Immobilien besteht, da bei krisenhaften Verschärfungen Banken/Darlehensgeber nicht selten eine verminderte Bonität feststellen, was zu einer Darlehenskündigung führen kann (Risiko Zwangsversteigerung).

Was in "Normalzeiten" als richtig und solide erscheint, ist es leider in extremen Krisen plötzlich nicht mehr, weil sich die Rahmenbedingungen verändert haben. Eine kompetente Vorsorge- bzw. Portfolioanalyse sorgt für eine weitere finanziell sichere Zukunft.

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