Donnerstag, 24. Oktober 2019

Posting 81 - Das Geschäft mit der Angst vor dem Crash

 

Crash-Propheten haben gerade Hochkonjunktur im Buchhandel und TV. Das Problem dabei: Sie warnen zugunsten ihres persönlichen Broterwerbs durch Buchverkauf und TV-Auftritte, ein Indikator für eine Krise sind sie nicht.

Simple Argumente und Lösungen  
Steht uns also eine grosse Börsenkorrektur bevor? – Vielleicht. Aber dieses Risiko besteht immer. Diese Buchautoren verfügen gegenüber Anlagestrategen und gut informierten Investoren jedoch über keinen Informationsvorsprung. Ali Masarwah, Finanzmarktexperte beim Analyseunternehmen Morningstar, nennt fünf typische Merkmale für Crash-Propheten: Ihre Argumente sind simpel und auf den ersten Blick logisch; ihre Prophezeiungen sind Teil ihres Geschäftsmodells; in Fachkreisen nimmt sie keiner ernst; sie sind Medienstars; ihre Lösungen sind scheinbar einfach.

Die Panikmacher haben einen Markt zu bewirtschaften. Ein Teil der Anleger denke in solchen Szenarien und warte auf solche Bücher. «Die Panik ist ein gutes Geschäft», sagte auch der legendäre Börsianer André Kostolany schon vor Jahrzehnten. Zahlreiche Marktteilnehmer sind interessiert, dass Anleger aufschrecken und panisch verkaufen. Das sind einmal die Leerverkäufer, die sich anschließend mit günstigen Aktien eindecken wollen oder jene (spekulativen) Anleger, die auf tiefere Kurse gewettet haben mit Put-Optionen.

Professionelle Anleger wie Investmentbanken und Hedgefonds sind auf (erhebliche) Kursschwankungen angewiesen, damit ein lohnendes "Leverage" (Hebelung) überhaupt möglich wird. Hochfrequenzhändler können sogar schon kleinere Kursschwankungen durch Millisekunden-Handel ausnutzen. Absolutes "Gift" für Profi-Händler wäre eine stetige Aufwärtsentwicklung des Aktienmarkts ohne Ausschläge - sie würden dann wesentlich weniger verdienen -, allerdings immerhin noch soviel wie Privatanlager, die einfach langfristig im Aktienmarkt investiert bleiben, also ca. 8 % pro Jahr.

Was tun? Zugegebenermaßen gibt es reale Probleme in unserem Wirtschafts- und Finanzsystem, insbesondere in Form der Überschuldung von Staaten, Unternehmen und Privatleuten. Doch kommt deswegen der ganz große Crash? Was, wenn es “nur” eine schleichende Inflationierung unseres Geldes wird? Ist das dann weniger schlimm? Angst war noch nie eine gute Basis für Anlageentscheidungen. Crashs waren schon immer Teil unserer Gesellschaft, genauso wie Währungsreformen, soziale Umbrüche und Wirtschaftskrisen. Bis jetzt haben wir noch immer alles gut überlebt und es wurden anschließend neue Höhen erreicht. Man sollte sich deshalb an die bewährten Grundsätze des Kapitalaufbaus halten: Gute Diversifikation, verschiedene Anlageklassen über alle Regionen, also ein strikt globales Investment. Weiterhin eine rationale Portfolio-Struktur. Und schließlich die Vermeidung zu hoher Anlagekosten, die mit Sicherheit zu fehlendem Kapitalaufbau führen, sogar ganz ohne Crash. 

Stabilisierend auf den Aktienmarkt wirkt im übrigen, dass in praktisch allen Regionen Anlagenotstand herrscht und vor allem Versicherer und Pensionsfonds zunehmend ausweichen müssen auf den Aktienmarkt - ein Prozess, der teilweise gerade erst begonnen hat. Damit ist ein mittel- bis längerfristiger Zustrom an Neuanlagegeldern verbunden.

Vgl. https://www.fondsprofessionell.de/news/uebersicht/headline/morningstar-so-entlarven-sie-untergangs-propheten-in-eigener-sache-194812/newsbild/1/

Vgl. https://www.nzz.ch/finanzen/crash-propheten-das-geschaeft-mit-der-angst-vor-dem-kurssturz-ld.1526695?mktcid=nled&mktcval=107_2019--12-10&kid=nl107_2019-12-10
 
Vgl.: Der Anlageerfolg der "Untergangs-Propheten" - von Gerd Kommer, Juli 2021: https://bit.ly/3w6jQNa
 


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